Neuss plant ein Cannabis-Modellprojekt zur legalen Abgabe und Forschung

Vom Schwarzmarkt ins Fachgeschäft: Neuss plant Cannabis-Modellprojekt

Neuss will Cannabis vom Schwarzmarkt holen! 🌿 Mit einem innovativen Modellprojekt soll die legale Abgabe von Cannabis Gelegenheitskonsumenten erreichen – und wissenschaftlich begleitet werden. Ein Schritt für mehr Gesundheitsschutz und valide Daten.
Getting your Trinity Audio player ready...
Werbung

Neuss wagt den nächsten Schritt

Seit der Einführung des Cannabisgesetzes (CanG) im Jahr 2024 hat sich der Umgang mit Cannabis in Deutschland grundlegend verändert. Nun möchte die Stadt Neuss mit einem innovativen Modellprojekt Gelegenheitskonsumenten vom Schwarzmarkt wegführen und gleichzeitig wissenschaftliche Erkenntnisse über den kontrollierten Umgang mit Cannabis sammeln.

Das Cannabisgesetz – Ein Rückblick

Mit der Verabschiedung des CanG wurde der private Eigenanbau von Cannabis sowie der gemeinschaftliche Anbau in nicht-gewerblichen Vereinigungen legalisiert. Trotz der kontroversen Diskussionen über die Auswirkungen dieser Reform hat die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bereits den nächsten Schritt initiiert: die Forschung an und mit Cannabis für Genusszwecke.

Eine entscheidende Grundlage dafür ist die sogenannte Konsumcannabis-Wissenschafts-Zuständigkeitsverordnung. Diese erlaubt es nicht nur Hochschulen, sondern auch Unternehmen und Kommunen, Forschungsanträge zu stellen. Bereits einige Städte wie Hannover, Berlin und Wiesbaden haben entsprechende Projekte gestartet. Nun möchte Neuss nachziehen.

Zielgruppe: Gelegenheitskonsumenten

Alexander Lajios, Sozialarbeiter und Experte für Präventionsschulungen, hat gemeinsam mit dem Cannabis Social Club (CSC) Neuss und dem Biologen Andreas Alberts die Bedürfnisse der Neusser Gelegenheitskonsumenten analysiert. Laut dem Epidemiologischen Suchtsurvey konsumieren etwa neun Prozent der deutschen Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren Cannabis mindestens einmal im Jahr. Für Neuss bedeutet dies, dass rund 8700 Menschen zumindest gelegentlich Cannabis konsumieren – eine beachtliche Zahl.

Viele dieser Konsumenten greifen jedoch auf den Schwarzmarkt zurück, da sie weder eigene Pflanzen anbauen noch Mitglied in einem Social Club werden möchten. Dies birgt Risiken, denn illegal erworbenes Cannabis ist oft verunreinigt oder gestreckt. Hier setzt das Modellprojekt an: Durch den legalen Verkauf in Fachgeschäften sollen Konsumenten Zugang zu kontrollierten Produkten und qualifizierter Beratung erhalten.

Die Voraussetzungen für das Modellprojekt

Um das Vorhaben in die Tat umzusetzen, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt werden:

  1. Wissenschaftliche Begleitung: Eine Hochschule muss das Projekt begleiten und Forschungsfragen wie Konsumverhalten oder Straßenverkehrssicherheit untersuchen.
  2. Qualitätsstandards: Das Cannabis muss strenge Qualitätsstandards erfüllen, weshalb ein Hersteller von medizinalem Cannabis eingebunden wird.
  3. Rechtliche Rahmenbedingungen: Ein separates Unternehmen, „The Weeders“, wurde gegründet, um die Abgabe des Cannabis zu organisieren.

Die Initiatoren suchen derzeit den Dialog mit der Stadt Neuss, um die Kommune von den Vorteilen des Projekts zu überzeugen.

Ein Rennen gegen die Zeit

Angesichts bevorstehender Neuwahlen und der Ankündigung der CDU, die Legalisierung rückgängig machen zu wollen, drängt die Zeit. Sollte der Antrag jedoch alle Anforderungen erfüllen, könnte das Projekt eine Laufzeit von fünf Jahren erhalten.

Werbung

Fazit: Modellprojekt als Zukunftsmodell

Das geplante Modellprojekt in Neuss könnte eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung der Cannabisregulierung in Deutschland schaffen. Es bietet die Chance, den Schwarzmarkt einzudämmen, den Gesundheitsschutz zu erhöhen und gleichzeitig wertvolle wissenschaftliche Daten zu gewinnen. Ob es gelingt, das Projekt umzusetzen, hängt nun von der Zusammenarbeit aller Beteiligten ab.

Quelle:
Westdeutsche Zeitung

Titelbild:
– AdobeStock


Autor

Autor: Michael Fischer   
eMail: m.fischer@deutsches-hanfblatt.de

Deine Meinung zählt!
Hast du einen Fehler entdeckt oder möchtest du uns Feedback geben?
Wir freuen uns jederzeit über deine Rückmeldung – ob per E-Mail oder telefonisch.
Deine Hinweise helfen uns, unseren Service stetig zu verbessern.

Werbung

Abonnieren
Benachrichtigen bei
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen

Hinweis: Deutsches Hanfblatt oder der Autor / die Autorin übernehmen keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der in diesem Artikel enthaltenen Informationen. Die Inhalte dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine rechtliche oder sonstige Beratung dar.