In einem exklusiven Interview spricht ein anonymer Cannabis-Dealer, Mister X, über die Auswirkungen der geplanten Legalisierung und der Cannabis Social Clubs auf den illegalen Handel. Er gibt überraschende Einblicke in die Szene und erklärt, warum der Schwarzmarkt seiner Meinung nach weiterhin florieren wird.
Deutsches Hanfblatt (DHB):
Vielen Dank, dass Sie sich zu diesem Interview bereit erklärt haben. Wie lange sind Sie schon im Cannabis-Geschäft tätig?
Mister X:
Ich bin seit über 10 Jahren in der Szene aktiv. Angefangen habe ich als kleiner Straßendealer, mittlerweile beliefere ich ein größeres Netzwerk von Abnehmern.
DHB:
Was halten Sie von den Plänen der Bundesregierung zur Cannabis-Legalisierung?
Mister X:
Ehrlich gesagt, mache ich mir keine allzu großen Sorgen. Die geplanten Regelungen sind so restriktiv, dass der Schwarzmarkt weiterhin gute Geschäfte machen wird. 25 Gramm Besitz und drei Pflanzen zum Eigenanbau – das ist für viele Konsumenten einfach zu wenig.
DHB:
Glauben Sie nicht, dass die Cannabis Social Clubs eine ernsthafte Konkurrenz für Sie darstellen werden?
Mister X:
Die Clubs werden sicher einige Kunden anziehen, keine Frage. Aber sie haben auch große Nachteile: Die Mitgliederzahl ist auf 500 begrenzt und jedes Mitglied darf maximal 50 Gramm pro Monat beziehen. Viele Konsumenten werden das als zu wenig empfinden. Außerdem gibt es Beschränkungen beim THC-Gehalt für jüngere Mitglieder. Wir vom Schwarzmarkt können flexibler auf die Wünsche der Kunden eingehen.
DHB:
Welche Vorteile sehen Sie für den illegalen Handel gegenüber den legalen Angeboten?
Mister X:
Wir sind einfach flexibler und können uns schneller an die Nachfrage anpassen. Keine Mitgliedsbeiträge, keine Wartelisten, keine Mengenbeschränkungen. Außerdem werden wir weiterhin Produkte anbieten können, die im legalen Bereich nicht erlaubt sind – wie zum Beispiel Edibles oder hochpotentes Cannabis.
DHB:
Befürchten Sie nicht, dass die Qualität des legalen Cannabis besser sein wird?
Mister X:
Das mag in einigen Fällen so sein. Aber wir vom Schwarzmarkt haben jahrelange Erfahrung im Anbau von hochwertigem Cannabis. Viele unserer Kunden schätzen genau diese Qualität. Außerdem werden wir preislich flexibler sein können als die stark regulierten legalen Anbieter.
DHB:
Wie schätzen Sie die Entwicklung der Preise ein?
Mister X:
Das ist schwer zu sagen. Kurzfristig werden die Preise im legalen Bereich vermutlich höher sein, allein schon wegen der Steuern und Abgaben. Langfristig könnte es zu einem Preiskampf kommen. Aber wir vom Schwarzmarkt haben niedrigere Kosten und können notfalls die Preise senken.
DHB:
Erwarten Sie einen Anstieg der Nachfrage durch die Legalisierung?
Mister X:
Definitiv. Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass die Nachfrage eher steigt, wenn Cannabis legal wird. Davon werden auch wir profitieren. Gerade am Anfang, wenn es noch nicht genug legale Angebote gibt, werden viele Neukonsumenten auf den Schwarzmarkt ausweichen.
DHB:
Befürchten Sie nicht verstärkte Kontrollen und härteres Vorgehen gegen den illegalen Handel?
Mister X:
Natürlich wird die Polizei versuchen, stärker gegen uns vorzugehen. Aber ehrlich gesagt glaube ich, dass die Behörden mit der Kontrolle der neuen legalen Strukturen erstmal alle Hände voll zu tun haben werden. Wir sind seit Jahren darin geübt, uns den Kontrollen zu entziehen.
DHB:
Wie sehen Sie die Zukunft des Cannabis-Schwarzmarkts in Deutschland?
Mister X:
Der Schwarzmarkt wird sich anpassen müssen, keine Frage. Aber er wird nicht verschwinden. Solange es Nachfrage nach Produkten gibt, die legal nicht erhältlich sind, werden wir ein Geschäft haben. Außerdem wird es immer Konsumenten geben, die aus verschiedenen Gründen nicht in Cannabis Social Clubs eintreten wollen oder können.
DHB:
Glauben Sie, dass sich einige Ihrer Kollegen aus dem illegalen Geschäft zurückziehen und in den legalen Markt wechseln werden?
Mister X:
Einige werden das sicher versuchen. Aber der Einstieg in den legalen Markt ist mit hohen Hürden verbunden. Viele meiner Kollegen haben Vorstrafen, die ihnen den Weg in die Legalität versperren. Andere scheuen den bürokratischen Aufwand und die strengen Kontrollen. Ich persönlich sehe meine Zukunft weiterhin im Schwarzmarkt.
DHB:
Wie bereiten Sie sich auf die kommenden Veränderungen vor?
Mister X:
Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau und passen unsere Strategien laufend an. Ein wichtiger Punkt wird sein, unsere Netzwerke zu stärken und neue Vertriebswege zu erschließen. Möglicherweise werden wir uns stärker auf Produkte spezialisieren, die im legalen Bereich nicht erhältlich sind.
DHB:
Erwarten Sie eine Verlagerung des Schwarzmarkts in andere Bereiche, zum Beispiel härtere Drogen?
Mister X:
Das halte ich für unwahrscheinlich. Die meisten von uns sind auf Cannabis spezialisiert und wollen nichts mit härteren Drogen zu tun haben. Es gibt sicher Überschneidungen, aber der Cannabis-Markt wird weiterhin attraktiv genug sein.
DHB:
Wie stehen Sie persönlich zur Legalisierung von Cannabis?
Mister X:
Ich sehe die Legalisierung grundsätzlich positiv. Es ist gut, dass Konsumenten nicht mehr kriminalisiert werden. Allerdings halte ich die geplanten Regelungen für zu restriktiv. Eine echte Legalisierung würde den Schwarzmarkt stärker zurückdrängen. Aber so, wie es jetzt geplant ist, werden wir weiterhin gute Geschäfte machen.
DHB:
Glauben Sie, dass die Legalisierung die Qualität und Sicherheit von Cannabis insgesamt verbessern wird?
Mister X:
In gewissem Maße ja. Die legalen Anbieter werden streng kontrolliert werden, was sicher zu einer gleichbleibenden Qualität führen wird. Aber auch wir vom Schwarzmarkt achten auf Qualität – schließlich wollen wir unsere Kunden nicht verlieren. Es stimmt, dass man bei uns nicht immer genau weiß, was man bekommt. Aber viele unserer Stammkunden vertrauen uns und schätzen gerade die Vielfalt, die wir anbieten können.
DHB:
Wie sehen Sie die Rolle der Cannabis Social Clubs in der zukünftigen Cannabis-Landschaft?
Mister X:
Die Clubs werden sicher eine wichtige Rolle spielen, vor allem für Gelegenheitskonsumenten und Neulinge. Sie bieten einen legalen und kontrollierten Rahmen, was viele schätzen werden. Aber sie haben auch klare Grenzen: Die Mitgliederzahl ist begrenzt, es gibt Wartelisten, und die Menge, die man beziehen kann, ist stark eingeschränkt. Für viele regelmäßige Konsumenten wird das nicht ausreichen.
DHB:
Erwarten Sie eine Art „Koexistenz“ zwischen legalem und illegalem Markt?
Mister X:
Ja, davon gehe ich aus. Es wird sich eine Art Parallelmarkt entwickeln. Die legalen Anbieter werden ihren Platz haben, aber der Schwarzmarkt wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Wir werden uns auf die Bereiche konzentrieren, die legal nicht abgedeckt werden – sei es in Bezug auf Mengen, Produkte oder Verfügbarkeit.
DHB:
Wie schätzen Sie die langfristigen Auswirkungen der Legalisierung auf den Konsum ein?
Mister X:
Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass der Konsum zunächst ansteigt, sich dann aber auf einem bestimmten Niveau einpendelt. Ich denke, wir werden in Deutschland eine ähnliche Entwicklung sehen. Es wird mehr Gelegenheitskonsumenten geben, aber der harte Kern der regelmäßigen Konsumenten wird relativ stabil bleiben.
DHB:
Glauben Sie, dass die Legalisierung zu einem Rückgang der Kriminalität im Zusammenhang mit Cannabis führen wird?
Mister X:
In gewissem Maße ja. Es wird weniger Verhaftungen wegen Besitz kleiner Mengen geben, das ist klar. Aber die organisierte Kriminalität wird sich anpassen und neue Wege finden. Solange es eine Nachfrage gibt, die der legale Markt nicht vollständig bedienen kann, wird es auch illegale Strukturen geben.
DHB:
Wie sehen Sie die Zukunft Ihres eigenen „Geschäfts“?
Mister X:
Ich bin vorsichtig optimistisch. Wir werden uns anpassen müssen, keine Frage. Aber ich sehe auch viele Chancen. Wir kennen unsere Kunden und ihre Bedürfnisse sehr genau und können flexibler reagieren als die stark regulierten legalen Anbieter. Ich denke, wir werden weiterhin unseren Platz im Markt haben.
DHB:
Zum Abschluss: Was würden Sie der Politik in Bezug auf die Cannabis-Legalisierung raten?
Mister X:
Wenn das Ziel wirklich ist, den Schwarzmarkt auszutrocknen, dann müssten die Regelungen deutlich liberaler sein. Höhere Besitzmengen, mehr Freiheiten beim Eigenanbau, weniger Restriktionen für die Cannabis Social Clubs. Aber ehrlich gesagt, bin ich ganz zufrieden mit den aktuellen Plänen – sie lassen uns genug Spielraum, um weiter zu existieren.
DHB:
Vielen Dank für dieses offene Gespräch.
Mister X:
Gern geschehen. Es war mir ein Vergnügen, meine Sicht der Dinge darzulegen.