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Du bist neugierig, wie sich die Cannabis-Legalisierung in Köln auswirkt? Das Deutsche Hanfblatt hat für dich einen exklusiven Einblick in die Arbeit des Kölner Ordnungsamtes gewonnen. Erfahre, wie die Beamten mit Cannabis-Verstößen umgehen und welche Herausforderungen sie dabei meistern müssen.

Aufklärung statt Bestrafung
Seit April dieses Jahres gehören Cannabis-Konsumenten, die in den gesetzlich festgelegten Verbotszonen rauchen, zum erweiterten Tätigkeitsbereich des Kölner Ordnungsdienstes. Doch keine Sorge: Die Beamten setzen zunächst auf Aufklärung statt auf harte Strafen. Felix Günther, ein Ordnungshüter der „Domstreife“, erklärt: „Wir sind gerade noch in der Aufklärungsphase. Das bedeutet, wir belehren die Leute über die geltenden Bestimmungen, anstatt direkt ein Verwarngeld auszustellen.“
Diese entspannte Herangehensweise kommt bei den meisten Konsumenten gut an. Besonders wenn die Beamten den Aspekt des Kinder- und Jugendschutzes erwähnen, zeigen die meisten Verständnis. Nur bei besonders uneinsichtigen Personen wird ein Verwarngeld von etwa 50 Euro fällig. Joints werden lediglich bei minderjährigen Konsumenten konfisziert.
Die „Domstreife“ im Einsatz
Die sogenannte „Domstreife“ des Kölner Ordnungsamtes ist für einen besonderen Bereich der Stadt zuständig. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich vom Breslauer Platz über den Hauptbahnhof, die Rheingärten und die historische Altstadt bis zum Neumarkt. Insgesamt 22 Ordnungskräfte gehören zu diesem speziellen Team, das rund um den Dom für Ordnung sorgt.
Bei einem Streifgang mit der Kölner Rundschau wurde deutlich, dass die Witterung und Tageszeit einen großen Einfluss auf die Häufigkeit von Cannabis-Verstößen haben. An einem verregneten Montagnachmittag waren kaum Konsumenten unterwegs, was die Arbeit der Ordnungshüter in dieser Hinsicht erleichterte.

Komplexe Verbotszonen und praktische Herausforderungen
Die Umsetzung des neuen Cannabis-Gesetzes stellt die Ordnungskräfte vor einige Herausforderungen. Die Verbotszonen sind nicht leicht zu überschauen: Das bundesweit gültige „Konsumcannabisgesetz“ verbietet den Konsum von Cannabis in Sichtweite von Kinder- und Jugendeinrichtungen wie Schulen, Spielplätzen und Sportstätten. Ab einer Distanz von 100 Metern zu diesen Orten gilt die Sichtweite als nicht mehr gegeben. Zusätzlich ist das Rauchen von Joints für Minderjährige und in deren Anwesenheit grundsätzlich untersagt, ebenso in Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr.
Um diese komplexen Regeln zu vermitteln, werden die etwa 170 Außendienstmitarbeiter des Ordnungsamtes im internen Schulungszentrum unterwiesen. Doch selbst mit diesem Wissen gibt es in der Praxis Schwierigkeiten. In vollen Fußgängerzonen lässt sich beispielsweise nicht immer genau feststellen, woher der Cannabisgeruch kommt. Auch die Überprüfung der erlaubten Mengen, die in der Öffentlichkeit mitgeführt werden dürfen, ist ohne Feinwaage nicht möglich.
Geruchsproblematik und Mengenkontrolle
Ein besonderes Problem stellt die Geruchsidentifikation dar. Während des Streifgangs mit der Rundschau nahmen die Ordnungskräfte auf der Domplatte deutlichen Cannabis-Geruch wahr, konnten aber keinen Verursacher ausfindig machen. Günther beschreibt dies als klassisches Beispiel: „Man riecht es, aber man kann es nicht verorten.“
Auch die Kontrolle der erlaubten Mengen stellt eine Herausforderung dar. Die Ordnungshüter tragen keine Feinwaage mit sich, um die gesetzlich erlaubten 25 Gramm Cannabis zu überprüfen. Bei Verdacht auf größere Mengen muss eine Polizeiwache aufgesucht werden.
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Wenige Verstöße, entspannte Situation
Trotz der anfänglichen Bedenken stellen die neuen Cannabisregelungen kein großes Problem für die Arbeit des Ordnungsamtes dar. Die Zahlen sprechen für sich: Bis Ende September wurden auf Kölner Stadtgebiet lediglich 18 Bußgeldverfahren im Rahmen des Konsumcannabisgesetzes eingeleitet – davon 17 von der Polizei. Das Ordnungsamt selbst stellte nur ein einziges Mal ein Verwarngeld aus, und zwar für einen Konsumenten auf einem Spielplatz in der Südstadt.
Eine größere Beschwerdelage durch Schul- oder Kitaleitungen ist dem Ordnungsamt nicht bekannt. Es gab nur vereinzelte Beschwerden. Aus diesem Grund führt das Ordnungsamt nach wie vor keine Schwerpunktkontrollen zum Thema Cannabis durch.
Cannabis im Kontext anderer Ordnungswidrigkeiten
Interessanterweise scheinen Cannabis-Verstöße im Vergleich zu anderen Ordnungswidrigkeiten eher eine untergeordnete Rolle zu spielen. Während des Streifgangs mit der Rundschau gab es keine Feststellungen mit Cannabis-Bezug. Stattdessen mussten die Ordnungshüter sich um eine zu laute Bluetooth-Box kümmern, eine Jugendschutzkontrolle durchführen und einen Dialog mit Wohnungslosen am Hauptbahnhof führen.
Fazit: Entspannter Umgang mit neuem Gesetz
Der Streifgang mit der Rundschau zeigt: Cannabis-Verstöße sind in Köln kein alltägliches Problem für das Ordnungsamt. Felix Günther fasst zusammen: „Selbst an einem warmen Tag wäre die Situation mit dem Cannabis nicht anders, weil das einfach nicht besonders oft vorkommt.“
Die Stadt Köln und ihr Ordnungsamt gehen also pragmatisch und entspannt mit den neuen Regelungen um. Sie setzen auf Aufklärung und Verständnis statt auf harte Strafen. Für Cannabis-Konsumenten in Köln bedeutet das: Solange du die Verbotszonen beachtest und rücksichtsvoll mit deinem Konsum umgehst, hast du in der Domstadt wenig zu befürchten.
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Hintergrund: Das Cannabis-Gesetz und seine Auswirkungen
Das seit dem 1. April geltende Cannabis-Gesetz stellt nicht nur Köln, sondern Städte und Kommunen in ganz Deutschland vor neue Herausforderungen. Sie sind nun dafür verantwortlich, Ordnungswidrigkeiten im Zusammenhang mit Cannabis-Konsum zu ahnden. Der Städtetag NRW hatte im Vorfeld die Kontrollpflicht für Kommunen kritisiert und weitere Initiativen von Bund und Ländern gefordert, einschließlich der Finanzierung der kommunalen Drogen- und Suchthilfe.
Das Gesetz erlaubt Erwachsenen den Besitz von bis zu drei Cannabis-Pflanzen und 50 Gramm getrocknetem Marihuana für den eigenen Konsum. In der Öffentlichkeit dürfen bis zu 25 Gramm mitgeführt werden. Der Handel mit Cannabis bleibt weiterhin verboten. Die Verbotszonen umfassen einen 100-Meter-Radius um Schulen, Kitas, Jugendzentren und Spielplätze, öffentlich zugängliche Sportstätten sowie Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr. Auch auf Festen und Veranstaltungen, an denen Minderjährige teilnehmen, gilt ein Konsumverbot.
Mit diesem ausgewogenen Ansatz versucht die Stadt Köln, den Spagat zwischen Liberalisierung und Jugendschutz zu meistern. Die ersten Monate der Umsetzung zeigen, dass sowohl die Ordnungskräfte als auch die Konsumenten sich auf die neue Situation einstellen und größtenteils verantwortungsvoll damit umgehen.
Quellen:
– Kölner Stadt-Anzeiger
– Bundesministerium für Gesundheit
– Stadt Köln: Ordnungsamt
– Deutscher Hanfverband
– Fotos: © Meike Böschemeyer. Pressefoto.
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