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Die Chemotherapie ist eine der wichtigsten Säulen in der Krebstherapie, doch ihre Nebenwirkungen können für Patienten äußerst belastend sein. Insbesondere Übelkeit und Erbrechen, auch bekannt als Chemotherapie-induzierte Nausea und Emesis (CINV), beeinträchtigen die Lebensqualität vieler Krebspatienten erheblich. In den letzten Jahren hat sich Cannabis als vielversprechende Option zur Linderung dieser Symptome herauskristallisiert. Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Forschungslage und die Potenziale von Cannabis bei der Behandlung von CINV.
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Die Belastung durch CINV
Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen betreffen bis zu 75% der Patienten, die sich einer Krebstherapie unterziehen[1]. Diese Nebenwirkungen können nicht nur die Lebensqualität drastisch mindern, sondern auch den Therapieerfolg gefährden, wenn Patienten aufgrund der Beschwerden ihre Behandlung abbrechen oder unterbrechen müssen.
Cannabis als medizinische Option
Seit März 2017 ist Cannabis in Deutschland offiziell als Medizin anerkannt. Ärzte können es verschreiben, und in vielen Fällen übernehmen die Krankenkassen sogar die Kosten. Diese Entwicklung hat neue Möglichkeiten für Krebspatienten eröffnet, die unter CINV leiden.
Wirkmechanismus von Cannabinoiden bei CINV
Die beiden Hauptwirkstoffe in Cannabis, Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), spielen eine zentrale Rolle bei der Linderung von Übelkeit und Erbrechen:
THC:
– Bindet an CB1-Rezeptoren und wirkt dadurch antiemetisch
– Hemmt die Serotonin-Freisetzung im Dünndarm
CBD:
– Aktiviert 5HT1A-Rezeptoren, was die Serotoninproduktion hemmt
– Zeigt in Tiermodellen antiemetische Wirkung
Wissenschaftliche Evidenz
Eine Cochrane-Analyse von 23 randomisierten kontrollierten Studien lieferte vielversprechende Ergebnisse:
– Patienten, die Cannabinoide erhielten, hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit, frei von Erbrechen zu sein (RR 5,7; 95% KI 2,6 bis 12,6)
– Die Wahrscheinlichkeit, frei von Übelkeit und Erbrechen zu sein, war ebenfalls höher (RR 2,9, 95% KI 1,8 bis 4,7)
Eine weitere Studie zeigte, dass 47% der Teilnehmer unter Cannabinoid-Einnahme eine deutliche Linderung von CINV erfuhren, verglichen mit nur 20% in der Placebogruppe.
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Nabilon: Ein synthetisches Cannabinoid gegen CINV
Seit 2017 ist in Deutschland Nabilon (Canemes®) zur Behandlung von therapieresistenter CINV zugelassen. Eine kontrollierte Studie aus dem Jahr 1986 belegte bereits die Überlegenheit von Nabilon gegenüber Domperidon bei der Linderung von Erbrechen.
Vorteile der Cannabis-Therapie
1. Multisymptomatische Wirkung: Cannabis kann nicht nur CINV lindern, sondern auch andere häufige Beschwerden von Krebspatienten wie Schmerzen und Appetitlosigkeit adressieren.
2. Patientenpräferenz: 83% der Patienten bevorzugen THC/CBD zusätzlich zur bestehenden Medikation.
3. Alternative bei Therapieresistenz: Cannabis kann eine Option sein, wenn herkömmliche Antiemetika nicht ausreichend wirken.
Herausforderungen und Einschränkungen
Trotz der vielversprechenden Ergebnisse gibt es einige Herausforderungen:
1. Nebenwirkungen: Die Einnahme von Cannabinoiden kann mit vorübergehenden Nebenwirkungen wie Schwindel, Mundtrockenheit oder Schläfrigkeit verbunden sein.
2. Qualität der Evidenz: Viele der vorhandenen Studien basieren auf älteren Chemotherapie-Regimen und Antiemetika. Die Evidenzlage wird als schwach bis moderat eingestuft.
3. Forschungsbedarf: Weitere Studien mit größeren Teilnehmerzahlen und modernen Behandlungsansätzen sind erforderlich, um die Wirksamkeit von Cannabis bei CINV genauer zu bewerten.
Zukunftsperspektiven
Die Forschung zu Cannabis bei CINV entwickelt sich stetig weiter. Zukünftige Studien zielen darauf ab:
– Cannabinoide als Zusatztherapie zu etablierten Antiemetika zu untersuchen
– Die Wirksamkeit verschiedener Cannabinoid-Kombinationen zu vergleichen
– Langzeiteffekte und optimale Dosierungen zu ermitteln
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Fazit
Cannabis zeigt ein vielversprechendes Potenzial zur Linderung von Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen. Obwohl weitere Forschung notwendig ist, deuten die bisherigen Ergebnisse darauf hin, dass Cannabinoide eine wertvolle Ergänzung zur Standardtherapie sein können. Für Krebspatienten, die unter schwerer CINV leiden und auf herkömmliche Behandlungen nicht ausreichend ansprechen, könnte Cannabis eine hoffnungsvolle Option darstellen.
Es ist wichtig zu betonen, dass Cannabis kein Wundermittel ist und seine Anwendung stets in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen sollte. Die individuelle Situation des Patienten, mögliche Wechselwirkungen und Nebenwirkungen müssen sorgfältig abgewogen werden.
Mit fortschreitender Forschung und wachsender Akzeptanz könnte Cannabis in Zukunft eine noch bedeutendere Rolle in der supportiven Krebstherapie spielen und dazu beitragen, die Lebensqualität von Krebspatienten während der Chemotherapie zu verbessern.
InteressanteLinks zum Artikel:
https://www.hyperthermie-filderstadt.de/blog-alternative-krebstherapien/cannabis-bei-krebs-hanf-krebspatienten-helfen
https://www.cochrane.org/de/CD009464/GYNAECA_medikamente-auf-der-grundlage-von-cannabis-gegen-ubelkeit-und-erbrechen-bei-krebspatienten-die-mit
https://www.kalapa-clinic.com/de/cannabinoide-gegen-uebelkeit-und-erbrechen/
https://redaktion.onkopedia.com/onkopedia/de/onkopedia/archive/guidelines/medizinischer-cannabis-und-cannabinoide/version-21032024T105957/@@raw/pdf/20221130-234925.pdf?download=1&filename=medizinischer-cannabis-und-cannabinoide-stand-februar-2021.pdf
https://www.kbv.de/media/sp/WirkstoffAktuell_3-23_Cannabisarzneimittel.pdf
https://www.krebsinformationsdienst.de/nebenwirkungen-bei-krebs/uebelkeit-und-erbrechen
https://link.springer.com/article/10.1007/s15004-024-0752-5
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