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Cannabis-Clubs in Hamburg: Der Weg zur Grow-Anlage
Ein wesentlicher Bestandteil des neuen Cannabisgesetzes in Deutschland sind die sogenannten Anbauvereinigungen, auch bekannt als Cannabis-Clubs. In Hamburg hat bisher nur eine dieser Vereinigungen die erforderlichen Genehmigungen erhalten. Doch warum gestaltet sich der Prozess so schwierig?
Christian Krüger und Christopher Schultz, zwei Hamburger, die sich selbst als Cannabis-Genießer bezeichnen, hatten bis zur Teil-Legalisierung wenig mit der Branche zu tun. Seit einigen Monaten sind sie jedoch Vorstands- und Gründungsmitglieder des „Hansa Cannabis Club“. Während Krüger als Vater von zwei kleinen Kindern derzeit auf den Konsum von Gras und Alkohol verzichtet, raucht Schultz während eines Zoom-Interviews einen Joint. Geduld ist das, was die beiden vor allem brauchen. Seit Inkrafttreten des Cannabisgesetzes im April sind Konsum, Besitz und Eigenanbau unter bestimmten Bedingungen straffrei. Seit Juli existiert ein gemeinschaftliches Erwerbsmodell für Cannabis, bei dem Anbauvereinigungen nach behördlicher Prüfung anbauen und an Mitglieder verteilen dürfen – ohne Gewinnabsicht.
Krüger und Schultz gründeten ihre Anbauvereinigung, um Freunden und Familie die Möglichkeit zu bieten, hochwertiges Cannabis legal zu erwerben. „Wir wissen, dass wir eine gesellschaftliche Verantwortung haben, Cannabis aus der Schmuddelecke zu holen“, betont Schultz. Mit den bisher rund 250 Mitgliedern planen sie bald in einer speziell umgebauten „Grow-Anlage“ in Schleswig-Holstein verschiedene Cannabissorten anzubauen. Interessenten sollten möglichst in Hamburg wohnen und mindestens 21 Jahre alt sein. Das Ziel ist es, 500 Mitglieder zu versorgen.
Herausforderungen bei der Genehmigung
Die Mitglieder zahlen bereits einen monatlichen Beitrag von 20 Euro, obwohl der Club noch keine Anbaugenehmigung hat. Monate nach der Gründung ist unklar, wann der Club sein erstes selbst angebautes Cannabis ausgeben kann. „Es war viel komplexer als gedacht, besonders wegen der vielen Auflagen“, erklärt Schultz. Die Suche nach einer geeigneten Anbau-Location und seriösen Geschäftspartnern für das Equipment erwies sich als schwierig. Zudem wurde der Genehmigungsantrag vom Bezirksamt Altona mit zahlreichen Änderungsanforderungen zurückgeschickt.
Die Politik und Verwaltung in Hamburg waren mit der Teil-Legalisierung nicht zufrieden. Hamburgs Innensenator Andy Grote kritisierte das Gesetz als unausgereift und warnte vor einem steigenden Konsum bei gleichbleibendem Schwarzmarkt. Auch die Schulsenatorin Ksenija Bekeris äußerte Bedenken hinsichtlich eines falschen Signals an junge Menschen.
Fortschritte und Kritik
Mittlerweile wurde einer Anbauvereinigung, dem „High End Social Club“, Mitte Oktober die Erlaubnis erteilt; zwölf weitere Anträge warten auf Genehmigung, darunter auch der des Hansa Cannabis Clubs. Der Austausch mit den Behörden verläuft konstruktiv, doch es gibt weiterhin Kritikpunkte.
Andreas Gerhold vom „Cannabis Social Club Hamburg“ kritisiert die hohen Hürden für Anbauvereinigungen sowie das Werbeverbot im Gesetz. Der Hansa Cannabis Club musste aufgrund dieses Verbots seine Social-Media-Kanäle ändern und das Logo entfernen.
In Schleswig-Holstein wurden bisher keine Social Clubs genehmigt. Die SPD wirft der Landesregierung vor, die Umsetzung des Gesetzes zu blockieren. Insgesamt sind dort zwölf Anträge in Bearbeitung.
Zukunftsaussichten
Jay Haze hofft auf die zweite Säule des Cannabisgesetzes: den legalen Erwerb in Fachgeschäften. Er sieht dies als effizienteste Methode zur Steuerung des Cannabiskonsums.
Im Hamburger Stadtbild hat sich durch die Legalisierung wenig verändert. Die Polizei berichtet von einem weniger konspirativen Verhalten der Konsumenten ohne neue Schwerpunkte im Straßenbild.
Krüger und Schultz hoffen auf eine Genehmigung bis Ende November und planen mit einer ersten Ernte im März 2025 – fast pünktlich zum ersten Geburtstag des Cannabisgesetzes.
Quellen:
– taz Nord: Artikel über Cannabis-Clubs in Hamburg
– Informationen aus dem Bezirksamt Altona
Titelbild:
– AdobeStock
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